Urlaubsbericht

Der nachstehende Bericht soll helfen, den Fotobericht besser nachzuvollziehen. Soweit ich Informationen fand, habe ich sie den Fotos unter "i" beigefügt. Die Streckenabschnitte sind unter "Karte" abgelegt.

Abfahrt: Donnerstag, 24. Mai, 13.50 Uhr
Ankunft: Dienstag, 05. Juni, 10.00 Uhr
3 171 km gefahren

1. Abschnitt
Relativ schnell, in knapp 14 Stunden, haben wir die Fahrt nach Livorno - es sind genau 889 km - hinter uns gebracht. Wenige Stunden später, um 9.30 Uhr, setzten wir mit der Fähre - Fahrzeit 4 Stunden - nach Bastia über. Auf der Landzunge zwischen der Küste und dem "Etang de Biguglia" fanden wir auch gleich einen sehr schönen Campingplatz, Camping San Damiano.

Korsika ist für uns kein Neuland. Bereits zweimal, zuletzt 1973, hatten wir diese wunderschöne Insel schon besucht und jedesmal unvergessliche Eindrücke mitgenommen. Abgesehen von den Touristenregionen an der Küste und den wenigen "vermarkteten" Sehenswürdigkeiten ist es eine ruhige Insel geblieben. (Auf 8681 qkm kommen gerademal 250 000 Einwohner. Zieht man davon die Stadtbevölkerung ab, so verbleiben nicht viel für die restliche Insel.) Wir fuhren oft durch Orte, in denen wir kaum einen Bewohner entdeckten. Hin und wieder sahen wir alte Männer, die - wie erstarrt - auf einer Bank vor ihrem Haus sitzend scheinbar bereits morgens auf den Abend warten. Kühe, Ziegen, Hunde und Katzen beleben die oft ausgestorbenen Straßen. Hausschweine scheinbar das ganze Land, so wie in Norwegen die Rentiere.

Was Korsika für uns so interessant macht? Es ist die gewaltige Natur. Eine doch so abwechslungsreiche und gegensätzliche Natur, die nur wenige Kilometer von der Küste bis zum Hochgebirge beansprucht. Dazwischen liegen mit Maccia überzogene Berghänge, oft sehr enge und deshalb unbewohnbare Täler, urige Kastanien- und Schwarzkiefernwälder und näher an der Küste, fantasievolle Felsformationen, die sich stellenweise aus der Maccia erheben. Eine Landschaft, die zum Verweilen zwingt.

Zuweilen ertappt man sich, in den bizarren Felsen vergangenes Leben zu erkennen. Wie etwa einen eingeschlafenen Straßenposten, der - so man ihn weckt - auch mal den Kopf hebt. Zur Tarnung trägt er auf der Stirn ein zweites Gesicht. Oder einen Piraten - die Augenbinde ist noch zu erkennen - steht mit hochrotem Kopf und aufgerissenem Mund vor einer eindrucksvollen Felsenkulisse. Bären, Affengesicht, Elefantenfüße oder nur glotzende Augen - der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

2.  Abschnitt

Für Dienstag (29.05.) hatten wir uns einen kurzen Ausflug in die Region Castagnicca - riesige Kastanienwälder warten dort auf uns - vorgenommen.

Zunächst besuchten wir die Kirche La Canonica oder wie sie auch genannt wird, die Kathedrale Romane de Mariana, nahe des Flughafens Bastia-Poretta. Unmittelbar daneben befindet sich die ehemalige römische Siedlung "La Mariana". Den Verwalter der Kirche hatten wir leider verpaßt. So konnte ich die Kathedrale nur von außen fotografieren. Wir setzten unsere Fahrt auf der N 193 fort. Bei Ponte-Leccia verließen wir die N 193 und bogen auf die D 71 ab.

Diese fantastische Landschaft, man kann nicht genug davon bekommen. Die Zurückhaltung der hiesigen Bevölkerung wird uns langsam verständlich. Wer hier zu Hause ist, der weiß, schöner kann man nicht wohnen. Fremde bringen nur Unruhe und Abhängigkeit. Das hat ihnen die Geschichte all zu oft gezeigt.

Wir kamen durch uralte Kastanienwälder, passierten enge Täler mit steilen Berghängen, an denen wie Schwalbennester kleine Dörfer kleben, und verließen schließlich die D 71 hinter Cervione Richtung San Nicolao. Besuchten die Cascade de l'Ucelline, zur Zeit eher ein Rinnsal, und fuhren weiter an die Costa Verde. Entlang der N 198 kamen wir schließlich nach Aleria. Hier übernachteten wir auf dem Campingplatz Marina d' Aleria.

Die Aussicht auf den fast angrenzenden Gebirgskamm ist zwar sehr schön, aber die Stellplätze sind einfach viel zu eng und der Strand besteht lediglich aus einem schmalen Sandstreifen. Allerdings die Einrichtungen sind o.k.

3. Abschnitt

Bereits am nächsten Morgen starteten wir unsere nächste Tour: Wir wollten noch weiter ins Gebirge, gleich von Aleria aus.

Auf der D 344 fuhren wir Richtung Ghisoni, entlang des doch so geplagten Flusses Fium Orbo - immer nur wenige Meter verbleiben ihm, in den engen Schluchten ungehindert dahinzufließen - und passierten die sehr beeindruckende Felsenlandschaft "Defile de l'Inzecca". Kurz nach Ghisoni geht's links ab auf die D 69 zum Col de Verde. Auf einem "Parkplatz" nahe der Brücke über den Fium Orbo legten wir eine kurze Kaffeepause ein, bevor wir durch hohe Kiefernwälder zum Col de Verde (1289 m) hinauffuhren. Nach einem kurzen Aufenthalt auf dem Pass ging's weiter nach Zicavo. Unterwegs belagerten Hausschweine immer wieder die D 69. Sie vermitteln den Eindruck: Hier sind wir zu Hause, ihr seid nur geduldet.

Etwa 10 km nach Zicavo verfällt das schmale, alte Sräßchen zunehmens. Jahrzehnte ist hier wohl nichts instandgesetzt worden. Der Belag ist teilweise unterspült, weggebrochen und/oder tief eingerissen. Zwei unseres Erachtens baufällige Brücken, dass sie noch 3,5 t tragen glaubt man zunächst nicht, ließen dann doch Zweifel an dieser Tour aufkommen. Aber wir hatten die etwa 6 km furchtbare Wegstrecke mit unserem Womo unversehrt überstanden und wurden anschließend mit einem beschaulichen Wasserfall, es müßte der Coscione sein, belohnt.

Nach Aullene verließen wir die D 69 und fuhren auf der D 420 Richtung Sorbollano weiter. Unterhalb vom Ponte di Cuciurpula (1092 m) hielten wir kurz an, um das schöne Panorama südlich des Bergmassivs zu genießen. Es dauerte nicht lange und schon hatten sich wieder Hausschweine eingefunden. Obwohl sie schon rundliche Formen angenommen haben, betteln sie dennoch jeden an, der hier auch nur kurz verweilt.

Es wurde langsam Zeit für ein Nachtquartier. Hinter Quenza fanden wir einen hübschen Campingplatz mitten in einem hohen Kiefernwald. Als ich mit Tamino spazieren ging, fand ich zufällig hinter dem Felsenhügel, auf dem die Stellplätze angelegt sind, versteckt im Unterholz einen Fluß, es ist ein Nebenfluß vom Rizzanese. Er plätschert beinahe lautlos vom Col de Bavella kommend am Campingplatz vorbei, um etwas südlicher in den Rizzanese zu münden.

Wir blieben hier für eine Nacht und machten uns gleich morgens zum Col de Bavella auf. Kurz vor Zonza wechselten wir auf die D 268. Von hier aus etwa 9 km und schon waren wir oben.

Bis jetzt hatten wir herrliches Wetter, blauen Himmel und angenehme Temperaturen. Hier oben war es windig, kalt und vom Norden her zogen schnell dicke Wolken auf. Außerdem waren da plötzlich so viele Touristen, die vom nordöstlich gelegenen Solenzara mit Bussen hierauf gekarrt wurden. Na gut, einige Fotos von diesen bizarren Felsen inmitten einer herrlichen Berglandschaft konnte ich dann doch mitnehmen und die Monumentalstatue Notre-Dame-des-Neiges fotografierte ich auch noch.

Wir fuhren die D 268 in nordöstlicher Richtung weiter und kamen schließlich an den Fluß Solenzara. Die Straße, die eine zeitlang parallel zum Fluß verläuft, wurde scheinbar erst kürzlich ausgebaut. Ein Stück weiter kommt man an einem kleinen Ausflugslokal vorbei. Unterhalb davon, das etwas breiter gewordene romantische Flußbett mit Badegumpen (Meine Definition: Flußbett-Ausspülungen, die zum Baden einladen).

Bald waren wir in Solenzara angekommen und fuhren weiter nach Pinarellu, das etwa 30 km südlicher liegt. Ein herrlicher Badestrand, den rote Felsklippen einrahmen. Der Campingplatz von Pinarellu "Camping Fantea" kommt gleich anschließend. Er war uns allerdings zu voll und die Stellplätze viel zu eng aufeinander. Nein, hier wollten wir nicht übernachten. So blieb uns nur die Weiterfahrt zum Golfe de Porto-Vecchio.

4.  Abschnitt

Der Golf von Porto-Vecchio hat im Norden eine kleine Ausbuchtung, den Golfo di Sogno. Hier liegt ein bildhübscher - das meine ich wörtlich - Campingplatz, der wie kann es anders sein, Golfo de Sogno heißt. Wir blieben den Abend und auch gleich den nächsten Tag.

Am Samstagfrüh ging's wieder weiter. Rondinara hatte es uns angetan. Laut eines Zeitungsberichts, ein kleines Paradies.

Zunächst mußten wir durch Porto-Vecchio, um auf die Halbinsel Chiappa zu kommen. Reizvoll ist hier die Aussicht sowohl nach Süden als auch nach Norden, schönes Wetter vorausgesetzt. Anschließend kamen wir zum Küstenabschnitt Plage de Palombaggia. Die dicke Wolkendecke riß auf, ein türkisblaues Meer mit weißem Sandstrand erschien plötzlich vor uns. Am nördlichen Ende, versteckt in einem Kiefernwald, befindet sich ein großer Parkplatz. Der Strand liegt nur wenige Meter entfernt. Imbißbuden, Bootsverleih u.a. sind am Strand aufgebaut. Tamino durfte allerdings nicht mitkommen; also fuhren wir weiter.

Um 16.30 Uhr kamen wir zum Campingplatz La Rodinara. Irgendwie hatten wir uns das anders vorgestellt. Der Platz befindet sich ein Stück oberhalb vom Strand, in den Felsenhügeln von Rondinara. Über einen Trampelpfad durch die Maccia ist das Meer in etwa 10 Minuten zu erreichen oder dann eben mit dem Auto an den Strand fahren. Die Zufahrten und die Stellplätze selbst sind recht ungepflegt. Eigentlich wollten wir hier einige Tage verbringen. Bereits am folgenden Tag, Sonntag, den 03. Juni, zeitig am Morgen fuhren wir weiter nach Bonifacio.

5.  Abschnitt

Unterwegs erreichte uns ein Anruf von zu Hause. Eine uns sehr nahestehende Familienangehörige ist gestürzt und ins Krankenhaus eingeliefert worden. Sie müßte vorübergehend ärztlich versorgt werden, kann aber voraussichtlich in zwei, drei Tagen wieder heim. Etwas beunruhigt waren wir schon, setzten aber unsere Urlaubsreise fort.

Bonifacio ist die südlichste Stadt Korsikas. Gerademal 12 km von Sardinien entfernt beeindruckt sie durch ihre flankierenden Kalkfelsen. Es ist eine gemütliche Stadt mit typisch mediterranem Flair. Auf dem östlich gelegenen 70 m hohen schneeweißen Kreidefelsen, der wie eine Barriere ins Meer hinausragt, thront mit ihrer gut erhaltenen Festungsanlage die "Oberstadt".

Durch den Unglücksfall zu Hause waren wir in Sorge und hatten irgendwie keine Lust mehr, die doch so interessante Stadt für uns zu entdecken. Wir fuhren hinaus zu den Leuchttürmen und genossen den Blick auf die beeindruckenden Kalkfelsen Bonifacios. Unmittelbar an den 70 m tiefen Abgrund endet die Oberstadt. Unser Blick schweift weiter der Küste entlang bis hinüber nach Sardinien. Dort waren wir zuletzt 1976.


6.  Abschnitt

Etwa um 13 Uhr fuhren wir an die Südwestküste Korsikas weiter. Der N 196 entlang erreichten wir schon nach einer Stunde das Cap de Roccapina. Kurz zuvor hielten wir an einem Straßenrestaurant (Schnellimbiss), der schönen Aussicht wegen. Vom Parkplatz aus führt eine alte Steintreppe ein Stück den Berghang hinunter. Neugierig suchte ich nach dem Zweck dieser Treppe. Ich sah mich da unten von Felsformationen umgeben, die unwillkürlich meine Fantasie anregten: Bärengestalten, Elefantenfüsse, Affengesicht usw. sowie eine kleine Felsenhöhle, die zu einem Ziegenstall ausgebaut war.

Im Reiseführer wurde uns ein interessanter Campingplatz unten am Cap beschrieben. Die Zufahrt war ganz in der Nähe; wir versuchten es. Dort angekommen, fanden wir einen etwas breiteren, aber teilweise ausgespülten Feldweg, der zur Not auch zu befahren war. Wir setzten unsere Fahrt Richtung Campingplatz fort. Nach einpaar Kilometer, wenigstens schien es uns so, erreichten wir den empfohlenen Platz. Was wir schon von außen sahen genügte für eine rasche Entscheidung: Ganz schnell weiter. Zudem war die Zufahrt zum Strand - es waren wohl noch paar 100 m dort hin - mit einem Querbalken für Womos gesperrt. Also weiter die N 196 zum Golf von Valinco.

Nach einem enttäuschenden Ausflug zum vorgelagerten Badeort Belvedere-Campomoro suchten wir auf der gegenüberliegenden Seite des Golfs nach einem akzeptablen Campingplatz und fanden schließlich an der Kreuzung D 157/N 196 einen im Kiefernwald gelegenen gepflegten Platz.

Hier erfuhren wir von der dramatischen Entwicklung zu Hause. Es traten plötzlich unvorhersehbare Komplikationen auf. Wir entschieden uns, den Urlaub abzubrechen. Am nächsten Morgen haben wir die Heimfahrt angetreten und erreichten bereits Mittag die Fähre nach Livorno. Um 19.30 Uhr waren wir schon auf der Autobahn unterwegs, da bekamen wir die nächste schlimme Nachricht: Unsere Angehörige wird wohl die Nacht nicht überleben.

Kurz vor 10 Uhr am nächsten Morgen, wir fuhren gerade an Nürnberg vorbei, läutete das Telefon: Unsere Familienangehörige ist im Krankenhaus eben verstorben, im Sterbezimmer können wir von ihr Abschied nehmen. Kurz darauf waren wir bei ihr.

Es ist ziemlich sicher, Korsika werden wir kommendes Jahr wieder besuchen.

Übrigens, die Aufnahmen wurden mit der Panasonic Lumix DMC-FZ50 gefertigt. Für spezielle Aufnahmen verwendete ich bis zu zwei Graufilter ND8 und ein Stativ. Meine Meinung über diese Kamera erfahren Sie hier : http://www.dooyoo.de/digitalkamera/panasonic-lumix-dmc-fz50eg-s/1101296/


Dann, viel Spaß beim Betrachten der Bilder und Nachschlagen der INFO's.

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